„Wenn man die Kritik an der Tierhaltung konsequent zu Ende denkt, ist die biologisch-vegane Landwirtschaft die einzige Option“ (Eugen Ehrenberg, Gärtnerhof Bienenbüttel).

Unter bio-veganer Landwirtschaft sind viehlos wirtschaftende Betriebe zu verstehen. Die Motivation dafür liegt in tierethischen Erwägungen.

Um diese Thematik besser zu verstehen, habe ich an dem Seminar „Bio-vegane Landbautage 2015“ vom 13. bis 15. November 2015 auf der romantischen Burg Groß Lohra teilgenommen. Veranstalter war das Biologisch-Vegane Netzwerk für Landwirtschaft und Gartenbau www.biovegan.org/landbautage-2015 . Über meine Eindrücke davon will ich hier berichten.

Bei der „Tierproduktion“ maßen wir uns an, uns über die Tiere erheben zu dürfen, indem wir über deren Leben und Tod entscheiden und uns ihrer Körper bedienen. Der bio-vegane Landbau dagegen strebt eine völlige Entkoppelung vom Sektor der tierischen Produktion an. Er ist weltanschaulich neutral, hat aber seine eigene Philosophie, aus der eine ethisch verantwortbare Lebenshaltung hervorgeht. Sowohl die zugrunde liegende Philosophie als auch die praktische Umsetzung sind wissenschaftsbasiert. Die ethische Begründung für tierlose Landwirtschaft bezieht sich auch auf die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und den Klimaschutz.

Die tierlos arbeitende Landwirtschaft verlangt ein starkes Umdenken, denn bei fast allen Menschen ist die Vorstellung „Bauernhof“ an die naiven Kinderbilder gekoppelt, auf denen man Hühner und Schweine auf grünen Wiesen und weidende Kühe rund um den Hof sehen kann. Obwohl diese freundlichen Bauernhofbildchen – wie wir wissen - schon lange und bei weitem nicht der Wirklichkeit entsprechen, werden sie aus Imagegründen sogar von den industriell wirtschaftenden Tierfabriken der besseren Abnahme ihrer Produkte wegen bemüht, was einem Betrug am Verbraucher und jedweden Fehlens von wirtschaftlicher Ehrlichkeit gleichkommt.

Warum aber muss es „Nutz“-Tiere überhaupt geben? Etwa für `s Fleisch? Die vegetarische Ernährung hat sich in den letzten Jahren in unserer Bevölkerung so weit durchgesetzt, dass in fast allen Kantinen täglich mindestens ein fleischloses Gericht angeboten wird. Ernährungsberater bestätigen der vegetarischen Lebensweise sogar ein gesünderes Potential als der Ernährung mit Fleisch.

Brauchen wir die „Nutz“-Tiere für Milch und Eier? Wir brauchen sie nicht, weil bereits in allen Supermärkten anstelle von Milchprodukten eine ganze Reihe von Alternativen zur Verfügung steht. Das fehlende Vitamin B12 kann dem Körper mühelos auf andere Weise zugeführt werden. Obwohl ich den Verzicht auf Molkereiprodukte für schwieriger halte, geben die vielen oft jungen überzeugten und konsequenten Veganer_innen ein klares Votum dafür ab, und der Handel weitet sein veganes Angebot aus. In manchen Städten muss man sich in den veganen Restaurants vorher anmelden, um überhaupt einen Platz fürs Buffet zu bekommen. Wir werden uns mit der Zeit weiter entwickeln.

Brauchen wir die „Nutz“Tiere in der Landwirtschaft zur Düngung der Felder, damit gerade die Vegetarier zu ihrem Gemüse kommen?

Diese Frage war interessanter Gegenstand des Seminars, denn für ihre Beantwortung ist schon ein gutes landwirtschaftliches Know how erforderlich. Im bio-veganen Anbau scheidet konsequenterweise der Zukauf von tierischen und künstlich hergestellten Düngern sowie Torf aus. Die wesentlichen Säulen für einen guten Boden beruhen in der Fruchtfolge, in der Bedeutung von Leguminosen und Kleegras sowie in der gekonnten Kompostierung. Zur mineralischen Versorgung der Pflanzen wird dem Boden Steinmehl verabreicht. Blühstreifen sind im bio-veganen Landbau Selbstverständlichkeiten.

Landwirtschaft ist generell viel differenzierter, als dass man als Laie nach Teilnahme an einem dreitägigen Seminar fachlich darüber diskutieren könnte. Trotzdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass es bereits gut wirtschaftende Experten auf diesem Gebiet gibt, deren Höfe volle Erträge bringen und die mit ihren Familien ein gutes finanzielles Auskommen haben. Ein Beispiel unter vielen anderen ist die Gemeinschaftsgärtnerei Wildwuchs www.solawi-wildwuchs.de , die sich zu einer Solidarischen Landwirtschaft organisiert hat.

Selten kommt es vor, dass ein Mensch sagt: „Es ist mir egal, ob Tiere für mich leiden und sterben müssen.“ Die Mehrheit hätte dieses Problem gerne aus der Welt, wenn sie nicht immer wieder der Versuchung durch billige tierische Produkte erliegen würde. So wird das Problem der Tierausbeutung aus dem Bewusstsein verdrängt. Wir wissen aber, dass es sich mit Verdrängungen nicht wirklich gut leben lässt. Und der Ausspruch Leo Tolstois sollte uns gerade in der jetzigen Zeit zu denken geben: „Solange es Schlachthäuser gibt, wird es Schlachtfelder geben“.

Wir würden uns also selber Gutes tun, wenn wir uns zur konsequenten Lebensführung durchringen bzw. wenn wir uns ihr wenigstens stark annähern könnten. Hilfe und Voraussetzung dazu bietet der bio-vegane Landbau http://biovegan.org/infopool/bio-vegane-landwirtschaft .

Maria Groß