Interessante Einblicke bei Hofbesichtigung der Öko Melkburen in Lenthförden am 08.10.2022.

Unser AK-Mitglied Simone Oppermann schloss sich der Hofbesichtigung an und berichtet von ihren Eindrücken:

Der Verein für Tierrechte e. V. Ahrensburg hat am 08.10.2022 eine Besichtigung des Hofes von Hans Möller von den Öko Melkburen in Lenthförden durchgeführt, welcher ich mich anschließen durfte. Hans zeigte uns seinen Hof und seine Kühe. Er bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie in 4. Generation den Hof mit ca. 100 ha Grün- und Ackerflächen. Die Vermarktung seiner Produkte erfolgt im Rahmen einer sog. Solidarischen Landwirtschaft sowie über dennree (Milchprodukte werden u. a. in Denns Supermärkten auch in Niedersachsen angeboten) und eine Regionalvermarktung (u. a. REWE-Märkte in Hamburg).

Die Öko Melkburen haben sich vor ca. 12 Jahren gegründet. Hauptgrund war die anstehende Schließung der zuständigen Meierei bzw. deren Vereinnahmung durch einen großen Konzern. Die Meierei verarbeitet heute die Milch von 13 Öko-Betrieben und 7 konventionell geführten Betrieben, welche allerdings auch bestimmte Auflagen zu erfüllen haben. Ein fester Milch-Abnahmepreis wird für jeweils ein Jahr garantiert. Hans hält seine Kühe das ganze Jahr auf der Weide; im Winter stehen 5 ha Weide am Stall zur Verfügung. Besonderes Augenmerk wird auf die Fütterung gelegt, welche ausschließlich aus Gras, Blättern und Heu besteht. Diese Fütterung entspricht der Genetik der Kuh und dient der Zelluloseverwertung. Seine Kühe der Rasse „Schwarzbuntes Niederungsrind“ geben täglich rd. 20 bzw. jährlich rd. 5- 6.000 Liter Milch. Die Kühe in der Intensivtierhaltung, bei welchen es sich in vielen Fällen um Tiere der Rasse „Holstein Friesian“ handelt, haben eine jährliche Milchleistung von 10.-20.000 Liter. Das Futter dieser Tiere ist besonders eiweißreich und besteht zu rund 60% aus Getreide. Das Schwarzbunte Niederungsrind ähnelt in der Zeichnung dem Holstein Friesian Rind. Allerdings ist es viel kleiner und kompakter und hat keine knochigen Konturen. Seine Proportionen passen; insbesondere passt die Größe des Euters zu der Kuh. Seine Kühe werden im Schnitt rd. 7,5 Jahre alt, so Hans. Es gibt einen Bullen, der von Herde zu Herde wechselt und sich mit dem Kühen auf natürliche Art fortpflanzt (Natursprung). Zur Vermeidung von Inzucht, werden die Bullen alle 2 - 3 Jahre unter den Betrieben ausgetauscht. Die Kälber bleiben 6 Monate bei der Kuh und säugen in den ersten 3-4 Lebenswochen rund 6-10 Liter Milch. Bis zum Zeitpunkt der Trennung wird das Euter auch leergesaugt. Zwei Wochen vor der Trennung werden den Kälbern sog. Nasenkappen aufgesetzt, so dass sie keine Milch mehr saugen können. In dieser Zeit trennen sich Kuh und Kalb schon zeitweise voneinander, so dass der Trennungsschmerz bei der dann folgende dauerhafte Trennung in den meisten Fällen nicht groß ist. Die Öko Melkburen haben sich zusammen mit rd. 100 weiteren Betreiben in der „Interessengemeinschaft für kuhgebundene Kälberaufzucht“ zusammen geschlossen. In den Kriterien des Verbandes ist zu lesen, dass „max. 15% der Kälber als Zucht oder Masttiere, bereits nach 4 Wochen (sonst 90 Tagen) den Betrieb verlassen dürfen. Der übernehmende Betrieb muss sich dazu verpflichten die Tiere bis zur Schlachtung oder zur Zuchtreife zu behalten.“

Teilweise gehen die Kälber von Hans in Mastbetriebe der Earl of Lowlands Betriebe, die eine artgerechte Aufzucht zusichern. Geschlachtet werden die Tiere mit drei Jahren, so Hans. Der Preis für die Milch der Öko Melkburen bzw. für Bio-Milch liegt z.Zt. bei rund 58 Cent pro Liter; konventionelle Milch wird zur Zeit mit 62 Cent pro Liter (an der Börse) gehandelt. Rund zwei Drittel der konventionell erzeugten Milch wird als Molkepulver industriell verarbeitet (Geschmacksträger, z. B. in Chips; und Kasein im Kleber).

Weide der Öko-Melkbueren mit Kühen
Kalb trinkt auf Weide der Öko Melkburen